Fleeing Animals Ukraine

Tiere mit ihren Menschen auf der Flucht aus der Ukraine

Weit weg von Europa haben wir von Putins völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine und ihrer Zivilbevölkerung durch Russland während unseres Katzenprojekts auf Jamaika erfahren. Schockiert haben wir aus der Ferne die Nachrichten seit dem Beginn der russischen Invasion am 24.2.2022 verfolgt. Wir sahen Bilder und hörten Geschichten von verängstigten Ukrainern und Ukrainnerinnen, die verängstigt mit ihren Kindern, ihren Katzen, Hunden oder Kaninchen in U-Bahnstationen und Kellern hocken, während russische Bomben und Raketen auf sie und ihre Städte niederprasseln.

Katzenland Ukraine

44 Millionen Menschen lebten vor der russischen Invasion in der Ukraine und 49% aller Ukrainer leben mit einer Katze zusammen. Alleine 7,5 Millionen Hauskatzen sollen laut statistischen Angaben aus dem Jahr 2017 in der Ukraine leben, dazu kommen noch eine riesige Zahl von Straßenkatzen.

Millionen von Menschen sind auf der Flucht, etliche haben ihre Tiere dabei, andere mussten ihre tierischen Familienmitglieder zurücklassen. Millionen von Haus- und Wildtieren werden in der Ukraine jetzt ebenso durch die russische Militäraggressionqualvoll sterben. In einigen der Tierheime und Zoos werden von Mitarbeitern unter Einsatz ihres eigenen Lebens die Tiere irgendwie versorgt, ohne Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität und einem Leben in Sicherheit und Freiheit. Es muss davon ausgegangen werden, wenn die Angriffe und der wahllose Dauerbeschuss von Ortschaften und Städten noch weiter intensiviert wird, dass die meisten der in diesen Einrichtungen befindlichen Tiere sterben werden.

Jeder Zwölfte flüchtet mit seinem Haustier

Wissend um diese Gefahr nimmt laut dem „Bundesverband Gemeinschaft Deutscher Tierrettungsdienste“ ungefähr jeder zwölfte der nun flüchtenden Ukrainern seine tierischen Familienmitgliedern – Hunden, Katzen und andere Kleintiere- mit. An etlichen Grenzübergängen haben Tierschutzorganisationen Position bezogen, die bei der Erstversorgung auch der Tiere ehrenamtlich helfen. In Berlin kommen laut Schätzungen täglich um die hundert Katzen und Hunde an.

Viele der Tiere sind enorm gestresst, dehydriert und unterkühlt. Besonders für territoriale Haustiere wie Katzen ist die Flucht eine enorme Belastung. Sitzen sie doch anders als Hunde zuweilen tagelang in einer engen Transportbox, oder einem Rucksack und können nicht einfach sich frei bewegend die Flüchtenden begleiten. Die Süddeutsche Zeitung berichtete von Geflohenen die eine Suppe, die sie von Helfer erhielten an ihre Tiere weiterreichten.

Tiere helfen das Fluchttrauma zu verarbeiten

Haustiere sind Teil der Familie, sie sind ebenfalls schutzbedürftig und so ist es auch für viele Menschen keine Option ihre tierische Familie einem ungewissen Schicksal in der Ukraine zu überlassen. Eine Trennung von den Tieren verschlimmert die Auswirkungen der Fluchterfahrung. Vielmehr können die Tiere dabei helfen, die Fluchttraumen zu verarbeiten.

Probleme bei der gemeinsamen Unterbringung von Mensch mit Tier

Endlich in Sicherheit beginnen dann zuweilen andere Probleme, denn nicht immer dürfen Flüchtende mit ihren Tieren zusammen untergebracht werden, abhängig von regionalen Bestimmungen. Zwar haben sich die Bundesländer laut Innenministerin Nancy Faeser mittlerweile darauf verständigt, dass Geflüchtete mit fester Unterbringungsmöglichkeit ihre Tiere bei sich behalten dürfen, auch wenn für die Einreise in die EU nötige Dokumente (Heimtierausweis/EU Pet Passport mit dem Nachweis über Impfungen und der Mikrochipnummer) fehlen. Aufgrund der spezifischen Umständen haben die Bundesländer beschlossen, dass es ausreicht, wenn Flüchtlinge mit einer privaten Unterkunft ihre Tiere bei den kommunalen Veterinärbehörden melden.

Tollwut in der Ukraine

Hintergrund der Bestimmungen ist, dass die Ukraine im Vergleich zu Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern noch nicht als Tollwutfrei gilt. Laut der Tiermedizinischen Ständigen Impfkommission (StIKo Vet) trat Tollwut in der Ukraine in den vergangenen Jahren selbst bei ungeimpften Hunden nur noch sehr selten auf. Weiter heisst es in der Stellungsnahme der StIKo Vet vom 3.3.2022, dass „nach Berechnungen des Nationalen Referenzlabors für Lyssaviren am Friedrich-Loeffler-Institut beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Hund zum Zeitpunkt des Grenzübertrittes in der Inkubationsphase befindet, 1:300.000. Dieses extrem niedrige Risiko gilt für ungeimpfte Hunde. Bei geimpften Hunden ist die Gefahr weitgehend zu vernachlässigen“.

Im Berliner "Animal Care Point" im ehemaligen Flughafen Tegel können ukrainische Haustiere gegen Tollwut geimpft werden und sie erhalten dort neben kostenfreier tiermedizinischer Behandlung auch einem Mikrochip und EU-Heimtierausweis. Hier gibt es mehr Informationen zum "Animal Care Point" vom Berliner Tierschutzbund, der Berliner Tiertafel und der Landestierschutzbeauftragten.

Tiere dürfen in der Regel nicht in staatliche Aufnahmeeinrichtungen mitgenommen werden

Diese Regelung gilt meistens nicht für ukrainische Flüchtlinge, die in Erstaufnahmeeinrichtungen oder Sammelunterkünfte mitnehmen wollen. Hier werden gesundheitliche und hygienische Gründe genannt, warum dies nicht möglich sei. Deutsche Bürokratie trifft auf die Wirklichkeit eines grauenvollen und zerstörerischen Krieges. Tiere von Geflüchteten, die in staatlichen Einrichtungen zunächst unterkommen, werden im besten Fall geduldet, oft müssen sie aber ins Tierheim oder private Pflegestellen verbracht werden. Hier will unsere gemeinsame Aktion „Fleeing Animals“ ansetzen und Hilfesuchende mit Helfern zusammenbringen.

Zusätzliche Informationen für Geflüchtete mit Tieren

Bundesweit. Informationen auf Deutsch, Englisch, Ukrainisch und Russisch. https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/haus-und-zootiere/einreise-heimtiere-ukraine.html

Land Berlin https://www.berlin.de/ukraine/ankommen/gefluechtete-mit-tieren-1183317.php

Sanktionen gegen russische Katzenzüchter

 

Temporäre Unterbringung für ukrainische Tiere auf der Flucht:  Plattform für Flüchtende mit Tieren und temporäre Pflegestellen im deutschsprachigen Raum.

Öffentliche Facebook Gruppe „Fleeing Animals“ unter https://m.facebook.com/groups/3073130329593082/

Eine gemeinsame Initiative von Together we care e.V.; Mienz&Maunz Katzensitting Agentur; Cat Institute Birga Dexel und Stubentiger Berlin (Katzensitting Berlin)

Quellen

BMVEL (März 2022): Informationen auf Deutsch, Englisch, Ukrainisch und Russisch. Informationen auf Deutsch, Englisch, Ukrainisch und Russisch. https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/haus-und-zootiere/einreise-heimtiere-ukraine.html

Gornstein, Leslie (18.32022): People — and pets — flee war in Ukraine. CBS NEWS

Kalitschke, Martin (18.03.2022): Flüchtlingsunterkünfte: Ukrainische Haustiere müssen draußen bleiben. In: Westfälische Nachrichten.
https://www.wn.de/muenster/ukraine-fluechtlinge-muenster-haustiere-verboten-2545707?pid=true

Redaktionsnetzwerk Deutschland: 33-Jährige flüchtet mit vier Katzen aus der Ukraine nach Deutschland.https://www.rnd.de/panorama/krieg-in-ukraine-33-jaehrige-fluechtet-mit-vier-katzen-nach-deutschland-QPNMO3TCO5HQHE2XDTJEIRAMAQ.html

https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/politik/2022/03/Flucht-ukraine-unterbringung-tiere.html

StIKo Vet (3.3.2022): StIKo Vet begrüßt die Aufhebung der tollwutbezogenen Einreisebeschränkungen für Heimtiere.
https://biermann-medizin.de/stiko-vet-begruesst-die-aufhebung-der-tollwutbezogenen-einreisebeschraenkungen-fuer-heimtiere/

Süddeutsche Zeitung (28.3.2022): Nicht ohne meinen Kater.

Tagesspiegel (18.3.2022): Videobotschaft aus dem Kriegsgebiet Zoodirektor in Kiew bedankt sich für Spenden aus Berlin. Berlin

World Association of Zoos and Aquariums (WAZA) (9.3.2022): WAZA Statement on Ukraine.
https://www.waza.org/news/waza-statement-on-ukraine/

ZDF heute (15.03.2022 07:52 Uhr): Wegen Angriffen auf Hauptstadt - Zoo bei Kiew fordert Korridor zur Tierrettung.
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/zoo-tierrettung-ukraine-krieg-russland-100.html

Hintergrund Bild: Alexandra Koch / Pixabay

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